Cepheiden - blau
 

1.Nachts, vorm Einschlafen genauer: Wenn das Licht gelebter Sekunden vor geschlossnen Augen flimmert und einen Teppich webt aus Wellen, 
nachts, wenn violett & blau um mich den Raum auflösen, kommen 
sie zu mir. Diese Sterne weit entfernt. 
Und sie singen.
Weil ich noch nicht weiß, was das bedeutet, 
keine Chiffre kenne, 
bleibt mir nicht viel übrig- außer mich hinzugeben. 
In diesen Gesang.
 

2.Unter Tage = im Flötz oder süddeutsch= nicht nachtzeitens- unter Tage : weiß nicht wo diese Lieder sind, die tägliche Kulisse schwingt in andern Rhythmen. Die Musik der Wägen und der Worte, der übereinandergelegten Gedanken, Universen, die Filmen gleichen. Ohne Anfang und mal ohne Ende.
 

3.Ein Mann & eine Frau. Auf der Eisenbahnbrücke, zählen Züge. Wenn sie von sich sprechen, sagen sie „wir"; sprechen von „unseren" Dingen und „unseren" Plänen. Sind draußen in der Welt- aber oft ist die Welt da draußen.
Sie flechten sich ineinander.
Wenn sie wach sind, schaffen sie in diesem Zustand zu verharren auch bei 1000km Entfernung, jeder arbeitet, lebt andere Welten.
Es gibt nichts Wärmeres als das Amlgam zweier Welten. Das ist die chymische Hochzeit. 
Aus Scheiße Gold machen, sagte Paracelsus dazu.
 

4.Ein Gespräch kann Bilder machen, die so intensiv sind, daß das Sternenorchester ausfällt.
Eine Nacht Bilder sehen statt zuhören.
Bestens ist, wenn im inneren Kino sich Bild& Ton vermischen- bewußt mehrdimensional- dann ist der Gesang ein Raum, vergleichbar der einer Kugel, deren Innenseiten farbig gestrichen- in verschiedener Textur. Milchige Lichtschwaden bewegen & verweben sich.
Oder Geometrie, oder - Tiere.
 

5.Mit dem Geliebten im Arm und in den Höhlen erscheint die Musik der Cepheiden, erscheint am realsten.

                                                                                   p.99

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