Visaverlängerung
Wieder
einmal waren die drei Monate Visa abgelaufen. Rishikesh grenzt an 3 Polizeidistrikte,
und so konnte ich zwischen 3 Orten wählen, um dort neues Visa zu beantragen.
Allerdings schien es nahezu aussichtslos, nach einem halben Jahr nochmals
eins zu kriegen. Auf Grund eines Insider-Tips habe ich mich dann nach Narendra-Nagar
auf den Weg gemacht.
Gequält
jammert die Dieselmaschine des alten, überfüllten Holzbusses,
ächzend bewegt er sich hinauf auf den Berg über die alte belaglose
Serpentinenstraße. In der Luft liegt der süße Geruch von
Kokosnußöl, das sich die Leute in die Haare schmieren, um keine
Läuse zu kriegen. Ich sitze in der letzten Bank und habe mir einen
Fensterplatz ergattert, aber meine Füße kann ich kaum bewegen,
denn irgendjemand hat einen Sack mit lebendigen Hühnern in den Fußraum
zwischen den Sitzen gezwängt. Dauernd bleibt der Bus stehen, jeder,
der die Hand rausstreckt, wird aufgesammelt.
Aber
schon bald wird es angenehmer. Viele sind schon ausgestiegen, die Luft
wird kühler und angenehm frisch, auch die Vegetation verändert
sich ein wenig durch die Höhenlage."Ob es hier wohl jemals schneit?
- Ich glaube nicht", denke ich mir.
Dann
sind wir angekommen. Weg ist das hektische Getümmel, die Schönheit
und Ruhe eines kleinen indischen Bergdorfes nimmt mich ganz für sich
ein. Ein kurzer Fußweg bringt mich zu einem großzügig
angelegtem Verwaltungsgebäude, das noch aus der englischen Besatzungszeit
stammt. Ich bin zu früh dran, muß noch warten, zusammen mit
einigen Einheimischen. "Where do you come from?", ertönt es zum hunderttausendsten
Mal, ich habe die Frage satt und antworte grinsend: "From God", und zeige
mit dem Finger himmelwärts.
Dann
öffnet das Amt. Durch einen großen Hof folge ich dem Schild
"Foreign Registration" bis zu einer offenstehenden Tür, hinter der
gleich ein abgewetzter Schreibtisch steht. Ich trete ein, setze mich auf
seine Handbewegung hin nieder vor dem Superintendent of Police.
Durch
die offene Tür kann er direkt ins Tal blicken."Hier könnte ich
es auch aushalten, Polizist zu sein", denke ich mir. Sein Büro ist
mit einem Vorhang von dem seiner Sachbearbeiter getrennt. Er ist ein etwas
dicker, betelnußkauender Mann, aber seltsamerweise ist mir dieser
Polizist nicht unsympatisch. Hinter ihm, an der Wand hängt ein Schild:
Work is Worship - Arbeit ist Gebet!
Ohne
ein Wort zu sagen nimmt er ein Blatt Papier zur Hand, und schreibt darauf:
Do not speak here - Nicht sprechen!, und hält es mir hin, wartend,
daß ich es zur Kenntnis nehme. Dann schreibt er darunter: 500 Rupien!
Mit einer Geste bedeutet er mir, daß er nicht mit sich handeln lasse.
Es
war teuer. Aber ich konnte froh sein, überhaupt noch Visum zu bekommen,
und ich akzeptierte. Leider ging es nicht am selben Tag, sodaß ich
nochmals die Reise hierher unternehmen mußte. |